Philosophin und Theologin – geht denn das? Oder: Nomen est omen.
„Das passt doch gar nicht zusammen!“ hörte ich 2008 den jungen Mann in der Rezeption eines Athener Hotels sagen, nachdem er meine beiden (griechischen) Vornamen im Reisepass gelesen hatte. Er war der Meinung, „Dorothea“ weise auf einen christlichen, „Sophie“ auf einen philosophischen, antiken Ursprung.Mit meinen Namen wurde mir wirklich beides ins Leben mitgegeben.
Und so könnte man fragen: Wie kann jemand – in diesem Fall: ich – gleichzeitig Philosophin und Theologin sein? Tatsächlich ist beides in meinem Leben wichtig, bewegte ich mich lange zwischen beidem hin und her. Schließlich aber wurden mir während meiner Ausbildung zur Philosophischen Praktikerin von Gerd B. Achenbach Werke zur Lektüre ans Herz gelegt, in denen sich Theologisches und Philosophisches untrennbar verbinden. Das waren beispielsweise die „Bekenntnisse“ von Augustin oder„Furcht und Zittern“ von Sören Kierkegaard. Texte wie „Zur Genealogie der Moral“ von Friedrich Nietzsche wiederum zwingen zu einer eigenen kritischen Sicht auf das christliche Erbe. Jetzt musste ich sowohl meine theologischen als auch meine philosophischen Ansichten neu bedenken. Zunehmend wurden mir Theologen wichtig, deren Denken tief in der Philosophie wurzelt, wie beispielsweise Dietrich Bonhoeffer oder Paul Tillich. Auch die Philosophin Hannah Arendt gehört für mich dazu. Sie entwirft eine Philosophie ohne Gott, aber ihre stärksten sprachlichen Bilder und wichtigsten Einsichten über die Bedingtheit des Menschen sind von christlicher Gedankenwelt berührt.
Nicht zuletzt schätze ich Skeptiker wie Michel de Montaigne und Odo Marquard. Deshalb gehört zu meinen Leitsätzen: „Wir sind dazu geschaffen, die Wahrheit zu suchen. Sie zu besitzen ist das Vorrecht einer höheren Macht.“ (Michel de Montaigne)
Zurück zu meinen Vornamen: diesbezüglich wandelte sich der „Schicksalzufall“ (Odo Marquard) – ich habe meine Namen nicht wählen können, meine Eltern gaben sie mir – zum „Wahlschicksal“ (Gerd B. Achenbach): Ich folge den Ansprüchen beider Namen und übernehme die Folgen. Nomen est omen.
Dorothea Sophie Höck,
Philosophische Praktikerin, Theologin, Pfarrerin, geboren 1957 in Erfurt,
verheiratet, drei erwachsene Kinder.